Projektentwicklung

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Wozu ein Friedensatlas?

Die Friedenspreisträgerin Aleida Assmann sagte zur Frage des Denkmalsturmes während der Black-Lives- Matters-Demonstrationen u.a.: „Denkmäler erzählen die Geschichte der Sieger. Und die Sieger halten einen Zustand der Gewalt fest. Die Frage ist, wer damit ausgeschlossen wird und wann sich die Verlierer Gehör verschaffen. Nehmen Sie als Beispiel den Spanischen Bürgerkrieg: Franco hat das gesamte Land danach mit seinen Denkmälern übersät, es ist voll davon. Die Gegenseite hat kein einziges Denkmal. Deren Geschichte ist in Massengräbern verscharrt, es sind anonyme Tote, die jetzt wieder von ihren Familien exhumiert und bestattet werden. Die Geschichte spielt immer eine Rolle – und die Frage ist, ob man zur Geschichte, wie sie offiziell vermittelt wird, noch steht oder nicht.“
In diesen Worten spiegelt sich schon die untrennbare Verknüpfung von Leid, Verfolgung und Tod mit dem Verlangen nach Gerechtigkeit und nach einer Verortung des Unrechts und damit auch nach der Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung wieder. Jeder Versöhnung geht ein Konflikt voraus.

Was sind Friedensorte und Friedenwege?

Weltweit existieren Pilgerwege, Erinnerungspfade, Mahnmale und mehr. Viele der jetzt „Friedensweg“ genannten Wege sind Fluchtrouten oder ehemalige Frontlinien, die zum Gedenken an die Opfer und an die Schrecken der Kriege in Friedensweg umbenannt wurden. Wir wollen mit den neuen Friedenswegen vor allem auch auf Orte hinweisen, an denen Menschen Großes für die Völkergemeinschaft bewirkt haben; sei es als Widerstandskämpfer:innen, als Mahner:innen gegen Unrecht und Gewalt, sei es mit ihrem Einsatz für den Umweltschutz, für bessere Bildung, für eine Verbesserung des Gesundheits- und Sozialsystems u.a.m. Wir wollen auf Menschen hinweisen, die Impulse für mehr soziale und Gender-Gerechtigkeit gegeben haben, eine Verbesserung des Gemeinwesen und andere Commons bewirkt haben.
Durch Friedenswege und -orte und durch diesen Atlas soll an all das erinnert und damit auch die Geschichte von unten sichtbarer werden. Jeder soziale Ausgleich, jeder gerettete Mensch und jedes erhaltene Natur- oder Kulturgut ist auch ein Schritt zum Frieden. Die Wege sollen zu Orten führen, die oft weitgehend unbekannt sind und auch neue „Wegmarken“ schaffen, in Erinnerung an große Menschen und Ereignisse. Friedenswege können Mahnung, Friedens- und Zukunftsprojekt in einem sein. Friedenswege sind auch ein wichtiger Schritt zur Überwindung von Feindbildern und Vorurteilen.

project in progressWer initiiert Friedenwege?

An vielen Orten in Österreich existieren bereits Friedenswege. Diese wurden bzw. werden von uns erfasst und dokumentiert. Dann sollen sich möglichst viele Aktivist:innen in ihrem Ort, in ihrer Region am Aufbau neuer Friedenswege beteiligen. Überall gab und gibt es Menschen, die sich für andere einsetzen, deren Wirken weit über die egoistischen Interessen hinaus ging bzw. geht. Es liegt heute an den Aktivist:innen vor Ort zu bestimmen, wer in einem Friedensweg verortet werden soll und in welcher Form. Mit einer Hinweistafel, einem Kunstwerk, einem kleinen Bauwerk, einem Baum, einer regelmäßigen Veranstaltung (Friedensfest, Vortragsreihe etc.) oder etwas anderem. – Fangen wir an – es liegt ein weiter und hoffentlich schöner Friedensweg vor uns.
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